Bei Gesprächen mit Zulieferern ist es von Nachteil, frühzeitig Kaufbereitschaft zu bezeugen. Wer zu früh Interesse signalisiert, riskiert einen zu hohen Preis.
Eine Regel besagt, dass der Kunde innerlich gekauft hat, sobald er sich mit den Nebenbedingungen, wie z.B. Liefer- und Zahlungsfristen beschäftigt. Würde der Einkäufer/Konstrukteur jetzt leichtfertig bejahend zustimmen, nur um den potentiellen Zulieferer nicht zu verärgern oder um Lieferverzögerungen zu vermeiden, dann wäre dem Zulieferer ein auswertbarer Kaufbeschluss signalisiert.
Es kommt vor, dass Einkäufern auf Anfragen mitgeteilt wird, dass der Konstrukteur bereits zugesagt habe, den Auftrag zu erteilen. Diese Art Manipulation versucht, den Einkäufer in eine Zweifelssituation zu versetzen. Verständigt daraufhin der potentielle Zulieferer den Konstrukteur und teilt ihm mit, dass beim Einkauf gewisse Probleme bestehen, dann will der Zulieferer den Konstrukteur gegen den Einkäufer ausspielen.
Einkäufer/Konstrukteure müssen folglich ein abgeklärtes Wesen an den Tag legen. Sie sollten nicht gleich beim ersten guten Angebot vor Freude aufjubeln, weil sie wissen, dass mit dem Pokerface ein Spielraum für Preisverhandlungen mobilisiert werden kann. Also dürfen sie auch keine vorschnellen Kaufsignale abgeben, wenn sie eine gute Ausgangssituation erhalten wollen. Sie dürfen nicht zeigen, dass sie innerlich schon gekauft haben, auch wenn es schwer fällt.
Zwischen Kunden und Lieferanten stehen Preis und Produkt. Wertanalysen zielen jedoch nicht auf Preise, sondern auf minimale Kosten und/oder Werte eines Produktes oder Dienstleistung hin. Diese sind in der Betriebswirtschaftslehre Elemente der Betriebsabrechnung, haben also innerbetrieblichen Charakter. Damit sind Wertanalysen auf innerbetriebliche Anwendungen beschränkt und nicht geeignet zur Anwendung durch Kunden bei Lieferanten. Es sei betont: Value Manager /Wertanalytiker können Ein- und Verkäufer, Kunden und Lieferanten beraten und unterstützen.
Auch kann jeder Kunde ein(e) Produkt/Dienstleistung kaufen, das einer Wertanalyse unterzogen wurde. Oder wir können bei einem Lieferanten - mit dessen Einverständnis - eine Wertanalyse vornehmen, wie sie die VDI RL 2800 definiert. Jede andere Arbeitsweise verdient den Begriff Einkauswertanalyse nicht; es sei denn, die VDI RL 2800 wird zur Makulatur erklärt.
Deshalb lautet unser gegenwärtiger Standpunkt:
- Gegenseitige Beratungen (Erstellen von Funktionenanalysen, Suchen von Alternativen) zwischen Einkauf, Vertrieb, Kunden, Lieferanten und Wertanalytikern -> eindeutig "Ja"
- Wertanalysen von Kunden bei Lieferanten ebenso -> eindeutig "Nein"
- Wertanalysen zwischen Kunden und Lieferanten als gleichberechtigte, gleichgewichtige Partner und aufgrund einer Vereinbarung der beiderseitigen Geschäftsleitungen -> eindeutig "Ja"
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